"Am Teich angekommen hole ich meine Ruten heraus. Ich setze mich an die Stelle, an der ich zwar noch nie gut gefangen habe, doch es zieht mich immer wieder hin.
Die Bäume hängen tief, so dass es schwierig ist meine Ruten auszuwerfen. Doch an dem versunkenem Baum, der inzwischen wie eine kleine Insel im Teich wirkt, will ich es versuchen. Heute nur ein paar Tauwürmer und etwas Teig (es war ein spontaner Entschluss angeln zu gehen). Die Ruten ausgeworfen und auf meinen Angelhocker gesetzt, warte ich.
Mit allen Sinnen lauschen, den Abend am Teich genießen. Es ist warm, obwohl ein böiger Wind aus West weht. Die Sonne spiegelt sich im Wasser und die Reflexionen der Bäume zeichnen unruhige Silhouetten. An meinen Posen passiert nichts. Zwischen dem Rauschen der Blätter klingen Vogelstimmen in unzähligen Farben. Ich mache mir nicht die Mühe, sie zu unterscheiden - nur zuhören. Den Klang der Natur zum Bilderspiel im Wasser und der leichte Luftzug, der die Fülle eines Sommerabends spüren lässt. Eine der Posten stellt sich auf und bewegt sich! Es war nur der Wind, der in meine Schnur bläst, als ob er diese angemalten, von Maschinen hergestellten Bissanzeiger aus der natürlichen Schönheit des Teiches vertreiben will.
Meine Posen wiegen sich jetzt nahezu unbewegt im Wasser. Der Wind hat gedreht und treibt sie plötzlich ineinander. Ich hole sie ein und kontrolliere den Köder. Alles noch dran, kein Fisch verspürt Lust, mit mir „Kämpfen“ zu wollen.
Am Himmel zeigen die friedlichen Wolken ein verwirrendes Spiel. Sie schweben übereinander, einige von West nach Ost und die darunter genau entgegengesetzt. Verblüffend wunderbar, wie sich der Himmel verändern kann und wir es kaum bemerken. Eine Pose verschwindet unter dem Wasser, doch ehe ich die Angel greifen kann, ist sie wieder da. In mir kommt eine konzentrierte Spannung auf. Ich halte die Rute fest in der Hand und spanne die Schnur. Nichts! Den Tauwurm, wird dieser Bursche nicht ganz bekommen haben. Hoffentlich!?
Plötzlich, die andere Pose bewegt sich schnell zur Seite und taucht ab! Meine Schur vom Wind in einem weiten Bogen gelegt -Mist-. Ehe ich zu einem kurzen Anschlag ausholen kann, ist der Schwimmer wieder oben. War's das? Ist der Köder ab? Kontrollieren oder warten ob noch eine Biss folgt. Ich bin hin und her gerissen. Halte die Rute in der Hand. Minuten vergehen, alle Sinne auf die eine Sekunde hoffend, in der die Pose sich wieder bewegen könnte.
… diese Geduldsspiel setzt sich die nächsten Stunden fort. Die Zeit vergeht, wie der Wind die Wolken treibt.
Kein Fisch am Haken, nur den Wind gepaart mit den Vogelstimmen in den Bäumen, die untergehende Sonne und der Zug der Wolken, so entschließe ich mich, völlig entspannt nach Hause zu fahren.
Keinen Fisch im Kescher aber einen wunderbaren Tag, in der lauen Abendluft des letzten Sommers."
Petri Heil
A. Werner